Die Forschung zur Gottman-Methode

Die Gottman-Methode der Paartherapie basiert auf den Forschungen des Psychologen Dr. John Gottman, die 1972 in Zusammenarbeit mit Dr. Robert Levenson begannen, und bis heute andauern. Seine Forschung hat sich darauf konzentriert, was eine Beziehung zum Erfolg oder zum Scheitern bringt. Auf der Grundlage dieser Forschungen haben Dr. John und Julie Gottman eine Therapiemethode entwickelt, die den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Beziehungen ihrer Klienten legt, indem sie ihnen spezifische Werkzeuge zur Vertiefung von Freundschaft und Intimität in ihrer Beziehung vermittelt.

Anstatt zu versuchen, dich zu zwingen, in die Therapie zu passen, passt sich diese Methode an dich an.

Dr. Gottman hat in seiner Forschung über 3.000 Paare und ihre natürlichen Interaktionen beobachtet, und auf der Grundlage seiner Beobachtungen die "Theorie des gesunden Beziehungshauses" entwickelt. Eines der Labore von Dr. Gottman war ein Studio-Apartment auf dem Campus der University of Washington Medical School am Lake Washington Ship Canal, das die BBC "The Love Lab" nannte. Er lud Paare ein, für 24 Stunden zu kommen und zuzustimmen, tagsüber beobachtet zu werden. Es gab keine Tagesordnung. Ihnen wurde gesagt, sie sollten Lebensmittel mitbringen und einfach abhängen und tun, was immer sie wollten. Die Paare erledigten Papierkram, lasen Bücher und Zeitschriften, schauten Fernsehen, machten Abendessen und lasen die Sonntagszeitung. Sie beschäftigten sich mit den normalen Dingen des täglichen Lebens.

Die Absicht war es, eine Art "Bed and Breakfast" für die Paare anzubieten, und einfach ihre Interaktionen im Alltag zu beobachten. Allerdings gab es ein paar Unterschiede zum üblichen B&B. Während der Tagesstunden kodierten Beobachter hinter einem Einwegspiegel ihre Mimik. Videokameras waren an der Wand verschraubt und zeichneten jede ihrer Bewegungen auf. Wenn sie ins Bad gingen, wurden sie gebeten, Urinproben abzugeben, um die Stresshormone zu überprüfen, und am Ende ihres Aufenthaltes wurde ihnen Blut abgenommen, um die Funktion ihres Immunsystems zu messen. Sie trugen auch Holter-Monitore, die ihre Elektrokardiographie (EKG) aufzeichneten. Ansonsten war es eine typische B&B Erfahrung. Natürlich waren die Paare unter diesen Bedingungen netter zueinander, aber nach ca. einer Stunde gewöhnten sie sich an die neue Umgebung und sie verhielten sich ziemlich typisch.

Aus diesen Beobachtungen, deren Analyse zehn Jahre dauerte, und aus anderen Studien, ergaben sich Muster bei Paaren, die sich später scheiden ließen. Das Labor bot auch die Möglichkeit zu sehen, wie glückliche Paare interagieren und den Unterschied zwischen ihnen und den Paaren, die sich später scheiden ließen, zu vergleichen.

Innovative Forschung, revolutionäre Erkenntnisse

Trotz der dokumentierten Vorteile von Zufriedenheit in der Ehe, ist die Menge an Forschung über die Aufrechterhaltung von zufriedenen und stabilen Ehen erstaunlich gering. Als Dr. Gottman begann, Beziehungen zu erforschen, gab es nur eine Handvoll guter Studien zur Stabilität von Ehen. Die meisten Studien ließen Paare einfach Fragebögen ausfüllen. Er fügte innovative Forschungsmethoden hinzu, indem er ausführliche Interviews mit Paaren über die Geschichte ihrer Beziehung führte, sie in angenehmen und konfliktreichen Gesprächen auf Video aufnahm und eine Vielzahl von physischen Messwerten wie Herzfrequenz, Blutdruck, Blutfluss, Immunsystem und Stresshormone sammelte.

Eine grundsätzliche Frage dabei war, ob Paare, die die Eigenschaften derjenigen aufweisen, die sich später scheiden lassen, sich ändern können. Untersuchungen an 640 Paaren, die an einem zweitägigen Workshop teilgenommen haben, welcher auf Dr. Gottman's Buch "Die sieben Geheimnissen der glücklichen Ehe" basierte, ergaben eine Erfolgsquote von etwa 75 Prozent und eine viel geringere Rückfall-Quote als in der Eheberatung üblich. Bei Paaren, die sich nach dem Workshop neun Therapiesitzungen unterzogen, waren die Ergebnisse sogar noch besser. Veränderung ist also durchaus möglich!

Vorhersage einer Scheidung mit 91% Genauigkeit

Die Ergebnisse dieser Forschung ermöglichte es den Doktoren Gottman, Scheidungen mit einer Genauigkeit von 91% vorhersagen zu können. Die verblüffende Statistik der Vorhersage von Scheidungen mit einer Genauigkeit von 91% kann alarmierend sein, und Dr. Gottman sagt, dass die Fähigkeit, Scheidungen vorherzusagen, nicht das Wichtigste ist. Was wichtig ist, ist spezifisch zu identifizieren, was einerseits zum Zerfall der Ehe und Scheidung führt und andererseits, was zu ehelicher Zufriedenheit und Glück führt.

Die Scheidung allein vorhersagen zu können, wäre wissenschaftlich interessant, aber nicht sehr hilfreich, wenn die Faktoren, die eine Scheidung vorhersagen, nicht klar beschrieben und dann vermieden werden können. Wenn man in der Lage ist, mit dieser hohen Genauigkeit vorherzusagen, wer sich scheiden lassen wird, können Strategien entwickelt werden, um zu verhindern, dass man sich auf die Faktoren einlässt, die zu diesem Ergebnis führen. Ebenso kann man vorhersagen, welche Paare zusammenbleiben und eine zufriedenstellende Beziehung führen, und was man tun kann, um eine lohnendere Beziehung zu entwickeln. Kurz gesagt, um eine glückliche Ehe zu führen, musst du das tun, was zufriedene Paare tun und das vermeiden, was notleidende Paare tun.

Erfolgreiche Ehen basieren nicht auf Intelligenz, finanziellen Ressourcen oder psychologischer Raffinesse, sondern auf dem Eingehen auf die Bedürfnisse des anderen. Paare, die zufriedene Ehen führen, versuchen Wege zu finden, "Ja" zu den Wünschen des anderen zu sagen. Es geht darum, "Ja" zu sagen, nicht "Ja, aber...". Diese positive Haltung erhöht den Sinn des Paares für Romantik, Spaß und Abenteuer, während sie gemeinsam durchs Leben gehen. Das Bewusstsein und das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse des anderen, und diese zu respektieren, macht eine emotional intelligente Ehe aus.

Emotional intelligentes Verhalten stärkt nicht nur die Ehe, sondern erweist sich auch als ein Prädiktor für den Erfolg der Kinder im späteren Leben. Kinder, die lernen, sich ihrer Gefühle bewusst zu sein, gehen besser mit anderen um und entwickeln sogar einen höheren IQ. Wenn die Menschen in einer Familie lernen, sich gegenseitig zu ehren, zu respektieren und zu verstehen, ist es wahrscheinlicher, dass sie es genießen, zusammen zu sein und zusammen zu bleiben.

Warum solltest du deine Ehe retten?

Leider merken Paare oft nicht, wie weit sie sich auseinandergelebt haben, bis es zu spät ist. Erst nachdem sie sich getrennt haben, erkennen sie das volle Ausmaß dessen, was sie verloren haben. Es ist leicht, die Ehe als selbstverständlich anzusehen und selbstgefällig zu werden und dann, wenn die Beziehung schwierig wird, zu denken, dass eine Scheidung keine große Sache ist. Sie mögen es sogar als einen normalen Aspekt des Lebens betrachten. Es gibt jedoch eine Menge Beweise für die schädlichen Auswirkungen einer Scheidung auf alle Beteiligten.

Auf der Ebene der körperlichen Gesundheit leben geschiedene Menschen vier bis acht Jahre weniger als diejenigen, die verheiratet bleiben. Oder, positiv ausgedrückt, Menschen, die glücklich verheiratet sind, leben vier bis acht Jahre länger als diejenigen, die sich scheiden lassen. Es könnte sein, dass eine glückliche Beziehung den Stress von Konflikten vermeidet und hilft, die Belastungen des Lebens abzufedern. Es gibt Hinweise darauf, dass eine gute Ehe dem Immunsystem zugutekommt, das dem Körper hilft, sich gegen Krankheiten zu verteidigen. Dr. Gottman fand heraus, dass die Vermehrung der weißen Blutkörperchen, die auf ein starkes Immunsystem hinweisen, bei glücklich verheirateten Männern und Frauen größer war als bei anderen. Andere Forscher haben die gleichen Ergebnisse ermitteln können. Es wird weitere Forschung brauchen, um zu bestätigen, dass dies die Verbindung zwischen ehelicher Zufriedenheit und Langlebigkeit ist. Was wir wissen, ist, dass eine erfüllte Ehe mit erheblichen gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist.

Diese Erkenntnisse finden selten ihren Weg in die Medien. Stattdessen liegt der Fokus eher auf Diät und Sport.

Die meisten Ratschläge lauten, zu lernen, besser zu kommunizieren und Konflikte zu lösen, als Königsweg zum Eheglück. Die am häufigsten empfohlene Methode, "aktives Zuhören", funktioniert nicht immer und ist fast unmöglich umzusetzen, wenn man sich angegriffen fühlt. Erfolgreiche Konfliktregulierung allein ist nicht das, was eine Ehe gelingen lässt.

8 Mythen über Beziehungen und die Ehe

„Neurosen oder Persönlichkeitsprobleme ruinieren Ehen.“
Die Realität ist, dass wir alle Probleme haben, die wir nicht rational angehen. Der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung ist nicht, eine „normale“ Persönlichkeit zu haben, sondern jemanden zu finden, mit dem du zusammenpasst. Der Punkt ist, dass Neurosen eine Beziehung nicht ruinieren müssen. Was zählt, ist, wie du mit ihnen umgehst. Wenn du der seltsamen Seite des anderen mit Sorgfalt, Zuneigung und Respekt begegnen kannst, kann deine Beziehung gedeihen.

„Gemeinsame Interessen halten einen zusammen.“
Das kommt ganz darauf an, wie man sich bei den gemeinsamen Interessen verhält. Selbst in Disneyland, dem „glücklichsten Ort der Welt“, finden manche Paare einen Weg, sich zu streiten. Es ist klar, dass die gleichen Aktivitäten eine unglaublich starke Verbindung zwischen dir und deinem Partner schaffen können, aber diese Aktivitäten können auch eine Quelle von Spannungen sein, abhängig davon, wie ihr interagiert, während ihr eure gemeinsamen Interessen verfolgt.

„Du kratzt meinen Rücken und ich kratze deinen.“
Es scheint Sinn zu ergeben, dass Abmachungen getroffen werden sollten, um ein Gefühl der Fairness und des Gleichgewichts zu erhalten und dass in der Romantik ein Kuss auf einen Kuss und ein Lächeln auf ein Lächeln treffen sollte. Aber eigentlich ist es ein Zeichen für Ärger in der Ehe, wenn man sich darüber streitet, wer was für wen tut.

„Konfliktvermeidung wird deine Ehe ruinieren.“
Manche Paare gehen Konflikten aus dem Weg, manche streiten viel und andere reden über alles. Kein Stil ist der beste, solange der Stil für beide funktioniert. Einen Mittelweg zu finden, auf den ihr euch beide einigen könnt, kann es euch ermöglichen, Dinge zu besprechen, wenn ihr sie wirklich braucht, während ihr Auseinandersetzungen über jede Kleinigkeit vermeidet.

„Affären sind die Hauptursache für Scheidungen.“
Normalerweise ist es genau andersherum. Eheliche Probleme machen einen anfälliger für eine Affäre. Die Wahrheit ist, dass die meisten Affären nicht begonnen werden, um unerfülltes sexuelles Verlangen zu stillen, sondern um Freundschaft, Unterstützung, Aufmerksamkeit, Fürsorge, Sorge und Respekt außerhalb einer Beziehung zu finden, die sich in diesen Qualitäten mangelhaft anfühlt.

„Männer sind biologisch nicht für die Ehe geschaffen.“
Dies ist eine logische Konsequenz vom vorherigen Punkt, bei welchem man denkt, dass Männer schlecht für Monogamie geeignet sind. Laut der Soziologin Annette Lawson übertreffen Frauen die Männer in der Anzahl der außerehelichen Affären leicht, seit mehr Frauen im Berufsleben stehen. Es stellt sich heraus, dass Affären mit der Verfügbarkeit von potentiellen Partnern zu tun haben.

„Männer und Frauen sind von verschiedenen Planeten.“
Dieser Mythos berücksichtigt nicht, dass auch glücklich verheiratete heterosexuelle Paare von verschiedenen Planeten kommen.